Was wir denken

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    Die Menschen hinter EUCREA – ob mit oder ohne Behinderungserfahrung – wünschen sich eine Gesellschaft an, in der alle Menschen ihre Talente entwickeln können. Vielfalt und Unterschiedlichkeit begreifen wir als Stärke. Zusammenarbeit und Zusammenhalt verstehen wir als wichtige Themen, Inklusion als Motor für gesellschaftliche Entwicklung und Gerechtigkeit.

    Kunst und Kultur sind bedeutende Räume für Vision, Begegnung und Auseinandersetzung. Kunst und Kultur können Menschen auf neue Weise zusammenbringen. Was und wer hier sichtbar ist, prägt das öffentliche Bild, erzeugt Meinungen, Sichtweisen und Diskussionen. Allen am Kulturmarkt beteiligte Akteure kommt hier besondere Verantwortung zu. Sie können auf besondere Weise Einfluss auf Erzählungen und die Entwicklung unserer Gesellschaft nehmen. Sie können Keimzellen für eine neue Gesellschaftskultur sein.
    Künstler*innen mit Behinderungen bringen neue Impulse in den künstlerischen Markt. Ihre Beteiligung verändert Sehgewohnheiten, stellt Abläufe in Frage und entfacht neue künstlerische Diskussionen. Deswegen verfolgen wir das Ziel, den Kreativmarkt für Künstler*innen mit Behinderung zugänglicher zu machen. 

    EUCREA ist seit 1989 Verband zum Thema Kunst und Behinderung für Deutschland, Österreich und die Schweiz. Mitglieder im Verein sind Künstler*innen mit und ohne Behinderungen, Ateliers, Kompanien, Ensembles, Stiftungen, Organisationen und Netzwerke.

    Was (noch nicht) ist

    Künstler*innen mit Behinderungen sind seit je her Teil unserer Gesellschaft. Trotzdem haben sie nach wie vor weitaus schlechtere Chancen, Teil des künstlerischen Betriebs zu werden. Lange wurden Kreative mit Behinderungen in künstlerischen Sonderkategorien wahrgenommen. Arbeitsplätze und Qualifizierungsmaßnahmen waren überwiegend in den Institutionen der Behindertenhilfe zu finden. 

    Die Liste der Barrieren auf dem künstlerischen Weg ist lang. Es mangelt an künstlerischen Qualifizierungsangeboten in der Kinder- und Jugend- und Berufsbildung. Jungen Kreativen mit Behinderung wird von einem künstlerischen Berufsweg oft abgeraten. Öffentliche Ausbildungshäuser schrecken vor der Zulassung von jungen Kreativen (noch) zurück, da es ihnen an Erfahrungen und Infrastruktur mangelt. 

    Deutschland hat bei der letzten Genfer Staatenprüfung 2023 der UN-Behindertenrechts-konvention im Bereich Bildung das Schlusslicht aller unterzeichnenden Mitgliedstaaten gebildet (siehe Studie der Aktion Mensch https://www.aktion-mensch.de/inklusion/recht/hintergrundwissen/umsetzung-unbrk-internationaler-vergleich). Der Artikel 24 der Konvention sieht vor, dass die unterzeichnenden Partner ein „inklusives Bildungssystem auf allen Ebenen errichten“. Dieses Ergebnis ist für ein reiches Industrieland wie Deutschland beschämend – könnte Deutschland hier doch eine Vorbildrolle einnehmen. Noch beschämender ist, dass diese Verfehlung in der Öffentlichkeit kaum zum Thema gemacht wurde. Und das wo viele tausende junge Menschen jedes Jahr davon betroffen sind.

    Der Arbeitsmarkt für Menschen mit Assistenzbedarf ist eingeschränkt – sei es aus Gründen mangelnder Barrierefreiheit oder eingeschränkter künstlerischer Kriterien. Öffentliche Hilfeleistungen entsprechen nicht den Anforderungen kultureller Betriebe, Anträge auf Assistenzleistungen werden häufig abgelehnt.

    Parallel zu dieser Entwicklung entsteht im öffentlichen Bewusstsein – sowohl im privaten wie im öffentlichen Kulturbetrieb (siehe: ARTplus Perspektiven #5: Joachim Kosack auf YouTube) – ein zunehmender Wille nach Diversifizierung. Menschen mit Behinderung sollen hier nicht länger fehlen und in Zukunft auch verantwortliche Positionen übernehmen. Aber der Nachwuchs fehlt.

    Dabei suchen immer mehr junge Menschen mit Behinderung nach Ausbildungs- und Arbeitsalternativen außerhalb der Behindertenhilfe. Nur vereinzelt – und oftmals unterstützt durch das persönliche Umfeld – finden junge Kreative mit Behinderung den Weg dorthin. 

    Inklusion verändert den Kulturbetrieb: Neue Formate entstehen, in denen Künstler*innen mit und ohne Behinderungen künstlerisch kooperieren. In Vermittlungs-, Kurations- und Regieprojekten übernehmen Künstler*innen mit Behinderung verantwortliche Positionen. Einzelne Gruppen unterhalten Bühnen und Spielstätten, in denen neue künstlerische Formen erprobt werden. „Aesthetic of Access“ wird als Kunstform entdeckt und erste Künstler*innen mit Behinderungen erhalten bedeutende Kunstpreise.

    Was wir tun

    Künstler*innen mit Behinderungen sind wichtige Botschafter*innen auf dem Weg zu einer Gesellschaft, die in Gerechtigkeit und Chancengleichheit einen hohen Wert erkennt.

    Kreative Menschen mit Assistenzbedarf müssen Bedingungen vorfinden, auf denen sie ihr kreatives Potential entfalten können. Veränderungen müssen auf verschiedenen Ebenen stattfinden:

    • In der schulischen und außerschulischen Kinder- und Jugendbildung
    • Im Zugang zum künstlerischen Ausbildungsangebot
    • In der Teilnahme am künstlerischen Arbeitsmarkt

    Da auf dem Weg zur Chancengleicheit viele Menschen beteiligt sein müssen, arbeiten wir parallel in mehreren Bereichen:


    Künstler*innen stärken

    Rahmenbedingungen verändern
    • Wir beraten private und öffentliche Ausbildungshäuser in allen künstlerischen Bereichen in der Umsetzung von Inklusion.
    • Die Kultur- und Medienindustrie unterstützen wir hinsichtlich der verbesserten Einbeziehung von Künstler*innen mit Behinderung.
    • Wir wirken an politischen Empfehlungen mit, dokumentieren die Wirksamkeit von Inklusion und veröffentlichen Ergebnisse.
    • Wir sensibilisieren Fachämter und Leistungsgeber für die zur Teilnahme am künstlerischen Betrieb notwendigen Einzelhilfen.

    Gesellschaftliche Bilder verändern

    Mit unterschiedlichen Formaten arbeiten wir an der Veränderung des öffentlichen Bewusstseins zum Thema Inklusion:

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    Text folgt!