Unexpectedly
Thriving
Wie die Welt vieler Menschen, wurde auch meine Welt gleichzeitig kleiner...
...und größer mit den Covid-19-Lockdown und Beschränkungen.
Gefangen in der Isolation nutzte ich das Internet, was die Spannung zwischen meinem kleinen Einflussbereich, in dem ich tatsächlich etwas tun konnte...
Einflusssphäre vs. Betroffenheitssphäre
… und dem schieren Ausmaß der Pandemie – bei der ich nur Zeuge der Vielzahl von Situationen und Schwierigkeiten sein konnte, die die Menschen durchstehen mussten – noch verstärkte. Einige segelten, einige schwammen und allzu viele sanken unter dem Gewicht der zunehmenden systemischen Fragilität und Benachteiligung.
Täglich erinnerte mich mein Partner daran… „Wenn keiner von uns das Virus bekommt oder verbreitet, haben wir unsere grundlegende Bürgerpflicht erfüllt.“
In einer Zeit wie dieser...
ist es GROSS sich klein zu machen.
Ich habe versucht, mir ein Gefühl der Handlungsfähigkeit zu bewahren, indem ich die kleinen Dinge tat...
...für Nachbarn ausdruckte, an Hilfsfonds spendete, Ressouren teilte, lokal einkaufte, Briefe schrieb, in Verbindung blieb, Care-Pakete packte, Produkte tauschte.
aber jetzt fühlte sich an, als würde mir der Teppich unter den Füßen weggezogen werden. - BUMM!
Obwohl es wie ein Schock war, entstand auch eine Erleichterung. Ich war überwältigt und ausgebrannt.
Ich kämpfe damit, mit den „normalen“ Anforderungen von sozialem Leben und Arbeit Schritt zu halten.
Bei der Arbeit kommt meistens alles gleichzeitig… kurz vor dem Lockdown war ich auf einer Reihe von aufeinanderfolgenden Veranstaltungen. Ich reiste zwischen Workshops, Künstlergesprächen...
...und Veranstaltungen, bei denen ich zum Live-Grafik-Recording eingeladen war, hin und her.
Ich landete im Bett mit Nesselausschlag, einer Erkältung und extremer Erschöpfung. Schon wieder. (Ich kann so nicht weiter machen!) (Aber wie kann ich sonst meinen Lebensunterhalt bestreiten?)
Ich liebe die Arbeit, die ich tue. Aber als jemand, der neurodivergent ist, habe ich mit vielen Dingen rund um die Arbeit zu kämpfen. Reisen, Menschenmassen, Bewegung, Licht und Lärm überwältigen mich oft. Schon LED-Bildschirme und Lichter können bei mir Panik auslösen.
Ich bin normalerweise gut darin, meinen Stress zu verstecken, um "normal" zu erscheinen. (Guten Tag) Aber innerlich fühlt sich das wie ein verzweifelter Kampf an, um über Wasser zu bleiben.
Ich habe "die Kniffe des Sich-Zusammenreißen-Könnens" gelernt: leise Kaugummi kauen, den Panikschweiß auf dem Klo trocknen, einen Stift in Bewegung halten, freundlich bleiben, Stress abbauen durch in die Hand beißen, unbemerkt zappeln, auf's Klo gehen, um atmen oder weinen zu können.
Maskierung, Stimming* und Tarnung funktioniert.
* Stimming ist wiederholte Selbststimulation, oft eine Schutzreaktion auf Überstimulation und Angst.
Aber es ist anstrengend.
Die Pandemie hat meinen Kampf gestoppt. Trotz der täglichen Angst und Ungewissheit blühte ich in dem eingeschränkten Zustand auf. Als die Aufträge wieder zunahmen, machte ich mich auf eine erneute Überforderung gefasst.
Aber ich entdeckte, dass die virtuelle Erledigung meiner Arbeit die Faktoren, mit denen ich sonst zu kämpfen hatte, reduzierten. Und die Qualität meiner Arbeit nahm zu. (Wow, das ist perfekt!)
Und weil ich nicht mehr so überlastet war, hatte ich plötzlich Energie, um Kontakte zu knüpfen und an Online-Events teilzunehmen, die ich normalerweise vermieden hätte. (Das ist toll!)
Dadurch das ich viel mehr zu Hause war, bemerkte ich, dass eine Gruppe von Zimmerpflanzen einen Schildlausbefall hatte. Also habe ich sie aus Quarantänezwecken aufgeteilt. (Oh Oh!) "Mein Gott, wir machen dich jetzt sauber!"
"Tut mir leid, dass es so dunkel ist!"
"Ich weiß, es ist super sonnig, aber das ist nur vorübergehend!"
Monate später erwies sich diese notwendige Änderung der Bedingungen als vorteilhaft.
Der Farn liebte das Licht und die Feuchtigkeit des Badezimmers.
Die Geldpflanze liebte die dunkle Ecke. (So geht's!)
Die Friedenslilie blühte auf der sonnigen Treppe auf. (Hm! Ich dachte, du mochtest den Schatten!)
Es brachte mich dazu, über diesen Spruch nachzudenken: "Menschen sind im Grunde genommen Zimmerpflanzen mit komplizierten Emotionen." Genau wie Pflanzen gedeihen unterschiedliche Menschen unter ganz unterschiedlichen Bedingungen.
Wenn es einer Zimmerpflanze nicht gut geht, ist es nicht die Pflanze, die sich ändern muss, sondern ihre Umgebung. Ähnlich wie beim Thema Behinderung, wo Menschen nicht durch ihren Geist und Körper behindert werden, sondern durch die sie umgebende Gesellschaft, Gewohnheiten und Kultur. Und so viele dieser Situationen und Bedingungen können verändert werden.
Wenn ich anderen Kreativen zuhöre, die schon unter den "normalen" Bedingungen zu kämpfen haben, so war es keine Überraschung, wie das Coronavirus deren Arbeit zusätzlich erschwerte. Aber es gab auch nicht wenige, die von Einschränkungen tatsächlich profitierten. Verschiedene Barrieren wurden beseitigt, was Zugang, Unterstützung, Leichtigkeit und Verbindungen verbesserte. Und zu einem allgemeinen Anstieg an Empathie und mehr Bewußtsein zu den Zugangsbarrieren für andere führte. In einem Interview erzählt die britische Autorin Susanna Clarke "Während das Leben anderer Menschen sich schließt, hat sich meins geöffnet. Durch eine chronische Krankheit war ich von der Welt abgeschnitten... aber plötzlich passiert ganz viel auf Zoom und ich kann von meinem Sofa aus mit anderen Menschen sprechen!"
Sie sagte, es fühle sich seltsam an, über ihr eigenes Aufblühen in genau den Bedingungen zu sprechen, mit denen andere zu kämpfen haben. „Wieder einmal befindet man sich auf einer anderen Seite der Welt. Deine eigene Erfahrung ist eine andere." Die Schriftstellerin Chloe Sargeant hat festgestellt, dass "Online-Shopping mit kontaktloser Lieferung die Zugänglichkeit für Menschen mit Problemen des Immunsystems verbessert hat."
Und in der Vergangenheit wurde mir von Managern gesagt, dass Arbeiten von zu Hause aus einfach nicht möglich ist. Aber es hat sich herausgestellt, dass es doch geht!" Die Schauspielerin und Theaterautorin Jamila Main meinte: "Normalerweise verschwende ich viel Zeit und Energie damit, zu planen, wie ich mich fortbewegen kann und zu recherchieren, ob Gebäude für mich zugänglich sind.
Aber mit dieser neuen Welle des barrierefreien Livestream-Theaters war ich in der Lage, zu arbeiten und Aufführungen zu besuchen, ohne meine Gesundheit zu beeinträchtigen. Ich kann neue Werke mit noch nie dagewesener Reichweite und Einbeziehung schaffen."
Die Medienkünstlerin Riona Twomey stellte fest, dass "ich mit Zoom weniger Ausgrenzung durch hörende Menschen bei der Arbeit erfahre. Kein gegenseitiges Übersprechen mehr.
Ich gehöre dazu. Die Leute sprechen einer nach dem anderen und es ist so einfach, einen Video-Dolmetscher zu buchen.“
Filmproduzentin Leaf Nowland sagt, "da meine Tochter Charli Epilepsie und eine geistige Behinderung hat, gehen wir in Wartezimmern von Krankenhäusern und Beratungsstellen ein und aus. Das ist beängstigend und stressig für sie.
Aber jetzt können wir mit Telehealth, einer digitalen Kommunkationsmöglichkeit für die medizinische Versorgung, von Zuhause aus Ärzte besuchen und ihre Haustiere kennenlernen. Das ist menschlicher und wirklich toll für uns alle!"
Für ihren Sohn Theo, der dem Autismus-Spektrum angehört, hat die Fotografin Jaqui Artina festgestellt, dass "der Fernunterricht die Dinge für ihn wirklich verbessert hat!“
Er hat Spaß an der Schule und ist so glücklich! Ich denke, das liegt daran, dass er nicht ständig mit dem Stress konfrontiert ist, sich in Umgebungen und Menschen zurechtzufinden zu müssen, die seine sensorischen und auditiven Herausforderungen nicht verstehen." Ich höre immer wieder, dass die Leute es nicht erwarten können, zur "Normalität" zurückzukehren. Aber viele introvertierte, neurodiverse, behinderte, chronisch kranke und gehörlose Menschen haben Angst davor, zu dem "wie es war" zurückzukehren. Ich frage mich: Warum können wir das, was wir durch Covid-19 gelernt haben, nicht nutzen, um bessere Bedingungen für mehr Menschen zu schaffen?
Warum nicht sowohl Telehealth, als auch Vor-Ort-Terminoptionen in der Arztpraxis anbieten? Warum können Geschäfte nicht Vor-Ort-einkaufen anbieten und mit Online-Verkauf und Lieferungen fortfahren?
Warum gibt es nicht eine Mischung aus Vor-Ort- und Fernarbeit sowie Schulungmöglichkeiten? Warum können wir keine Live-Events haben, die auch live gestreamt werden? Anstelle von entweder/oder....
... setzen wir auf ein sowohl/als mit mehr Raum und Reichweite für die einzelnen Gesellschaften und deren Engagements.
Die Schaffung von inklusiveren Bedingungen,
mehr Möglichkeiten und Umgebungen
bedeutet, dass mehr Menschen sich entfalten können.
© Sarah Firth www.sarahthefirth.com
Dieser Cartoon erschien zuerst in Assemble Papers 13 Mind the Gap, veröffentlicht im Januar 2021 von Assemble Papers. https://assemblepapers.com.au/