SOUNDING DEVICES
Im Labor Sounding Devices forschte ein interdisziplinäres Team an choreographischen und tänzerischen Zugängen zu digitalen Technologien unter dem Blickwinkel barrierearmer Instrumente.
WAS IST SOUNDING DEVICES?
Sounding Devices ist ein Zusammenschluss aus der Tänzerin Ulli Ullman, Choreograph*in Gloria Höckner und Soundengineer Rica Pinu. Der Titel des Labors verweist bereits auf das Ziel der gemeinsamen Arbeit: Objekte zum Klingen bringen!
Dazu verwendeten sie unter anderem die App Touch OSC, die das eigene Handy zum Bewegungssensor umwandelt und in Kombination mit der Software Bewegung in Klang übersetzen kann. Zudem nutzten sie Kontaktmikrophone mit Vibrationssensor, um die Schwingungen bewegter Objekte abzunehmen und ebenfalls in Klang zu transformieren.
WARUM SOUNDING DEVICES?
Tanz und Musik, Bewegung und Klang sind keine getrennten Ereignisse, sondern werden im Zusammenspiel erzeugt. Sounding Devices lenkt den Fokus auf dieses Wechselspiel:
Wie können Objekte durch ihren Sound zu Mittänzer*innen werden?
Wie verändern sich Tanz und Choreografie, wenn das Augenmerk nicht nur auf deren visueller, sondern auch ihrer akustischen Wahrnehmung liegt?
Wie werden technische Prothesen wie das Handy oder der Rollstuhl durch den Einsatz digitaler Technologien zu Instrumenten oder sogar temporären Subjekten?
WIE FUNKTIONIERT DIE APP Touch OSC?
TECHNISCHE DETAILS ZUM SETUP:
- Touch OSC (App auf dem Handy)
- Ableton Live (PC)
- Max/MSP (PC)
Der Signal-Flow einfach erklärt: Handy >> PC >> Soundkart >> Lautsprecher
Auf den Handys ist jeweils die App Touch OSC installiert.
Mit dieser App können die Daten der Bewegungssensoren des jeweiligen Handys ausgelesen und in Echtzeit an den Computer gesendet werden. Dafür werden die Sensordaten in kleine süße Pakete gepackt. Der Karton dieser Datenbanken besteht aus dem nachrichtenbasierten Netzwerkprotokoll OSC (Open Sound Control) und wurde speziell für Klang hergestellt.
Diese kleinen OSC-Pakete oder besser OSC-Bundles müssen dann noch zum Computer gesendet werden. Dafür hat Rica Pinu den Postboten UDP gewählt - nicht zu verwechseln mit den UPS Wagen vor der Tür! UDP (User Datagram Protocol) ist ein Transportprotokoll. Es kümmert sich darum, dass die OSC-Pakete sicher am PC ankommen.
Die Strecke ist geheimnisvoll und unsichtbar: Der Lieferwagen rauscht auf dem Highway eines lokalen Netzwerks durch den Raum. Dafür müssen das Handy und der Computer in demselben Netzwerk angemeldet sein. Sonst landen die Pakete irgendwo auf dem Mond.
In der Touch OSC App auf dem Handy muss dem Lieferwagen von UPD die Zieladresse (IP-Adresse des Computers) genannt werden und die Straße, die zum Ziel führt. Das entspricht dann der Port Nummer.
Wenn alles gut läuft, kommt auf dem Computer im Programm Ableton Live ein Haufen Zahlensalat an und ganz viele Balken springen auf und ab - entsprechend der Bewegung des Handys! Im Handy gibt es drei Datenströme für die Position (eng. gyroscope) bzw. Neigung in der X-Achse und zweimal die Z-Achse. Die Y-Achse kommt witzigerweise nicht vor.
Dann gibt es noch drei Datenströme für die Geschwindigkeit in den Achsen (engl. Accelerometer): Je schneller ich mich bewege, desto intensiver ist der Ausschlag des Balkens.
In Ableton Live (das ist ein Musikprogramm auf dem Computer) gibt es eine geheime Schatztruhe: Max for Live!
Max ist eigentlich ein eigenes Programm (Max/MSP), aber sie haben die Max for Live Version gebaut, die in Ableton Live als Plugin integriert werden kann.
WIE IST SOUNDING DEVICES ABGELAUFEN?
Das künstlerische Team von Sounding Devices traf sich für drei Forschungstage in Berlin. Dort experimentierten sie mit den verschiedenen Technologien und erarbeiteten eine 15-minütige Performance, die sie im resonanzraum St. Pauli vorführten, sowie ein Workshopkonzept für den Fachtags „I can handel this“ des Netzwerks Junge Ohren e.V..
WER IST SOUNDING DEVICES?
Zuletzt experimentierte Gloria mit dem Potenzial von Glitch - Störungen im System und verband digitale und analoge Praktiken.